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Manolis Anagnostakis – Die verlorene Generation

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2017-01-11 2022-09-22 11.01.2017
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In freiem Vers, ironisch und melancholisch wirkt Manolis Anagnostakis dem Bewusstsein einer verlorenen Generation entgegen. Lyrik mit der Wehmut des Epos und dem Schmerz der Realität aus der Nachkriegszeit in Griechenland bis hin zur Juntaherrschaft in den 70er Jahren. Seine ersten Gedichte sind in besonderem Maße vom politischen Zeitgeschehen geprägt, aber auch durch Anagnostakis’ unmittelbare Betroffenheit von der Auseinandersetzung mit dem Tod, dem Niedergang und dem Verfall. Anagnostakis weicht immer weiter von einem strengen poetischen Strukturalismus ab, Metrum und Reim weichen dem freien Vers, Indirektheit des Wortes der offenen Ironie und dem Sarkasmus ab.
(Quelle: Romiosini Verlag)

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Manolis Anagnostakis

Manolis Anagnostakis (Thessaloniki 1925 – Athen 2005) studierte zunächst Medizin und praktizierte als Radiologe in Wien. Während des Zweiten Weltkriegs und der sich anschließenden Bürgerkriege war er aktives Mitglied der Widerstandsbewegung. Nachdem ihn ein Militärgericht zum Tode verurteilt hatte, verbrachte er viele Jahre in Haft und im Exil. Seine Laufbahn als Schriftsteller begann er 1944 mit Artikeln in der Zeitschrift Xekinima. 1945 erschien unter dem Titel Epoche I sein erster Gedichtband. 1986 erhielt Anagnostakis den 1. Griechischen Lyrikerpreis. Seine Werke wurden von Komponisten wie Mikis Theodorakis, Thanos Mikroutsikos und Angeliki Ionatos vertont und in mehrere Sprachen übersetzt.

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Manolis Anagnostakis

Manolis Anagnostakis, „Ballaben“, Romiosini, Köln 1987. ISBN 9783923728343 (Gedichte übersetzt in deutscher Sprache von Niki Eideneier)


Meinem Kind ...

Meinem Kind haben die Märchen nie gefallen
Die ihm vom Drachen und dem treuen Hund erzählten
Von den Irrfahrten der Prinzessin Tausendschön und
von dem wilden Wolf
Jetzt sitz’ ich abends und ich sprech’ mit ihm
Ich laß den Hund Hund, den Wolf Wolf, das Dunkel
Dunkel sein,
Ich zeig’ ihm auf die Bösen mit dem Finger, bring’ ihm bei
Namen wie ein Gebet, ich singe ihm von unsren
Toten. Ah, es reicht jetzt! Den Kindern müssen wir die Wahrheit sagen.

(Literatur: Griechisches Nationalbuchzentrum, Deutsche National Bibliothek)